Nachruf
"Ein kritischer Geist und Ideengeber" - Klaus Eitel (69) tot
"Ein kritischer Geist und Ideengeber" - Klaus Eitel (69) tot
"Ein kritischer Geist und Ideengeber" - Klaus Eitel (69) tot
Klaus Eitel, langjähriger Ressortleiter beim Darmstädter Echo und ehemaliger HJV-Vorsitzender, ist im Alter von 69 Jahren verstorben. Ein Nachruf.
Es muss sein 50. Geburtstag gewesen sein. Klaus Eitel feierte im Garten seines Hauses in Zwingenberg. Und der Ministerpräsident war da. Mir, dem Jungredakteur, fiel die Aufgabe zu, die Steaks auf den Grill zu legen. So wurde ich Zeuge, als Holger Börner dem Ressortleiter Politik und Nachrichten beim Darmstädter Echo versicherte, mit den Grünen "nicht ins Bett zu steigen". Der Regierungschef, wir erinnern uns, hat sich an diese Zusage nicht gehalten. Hessen wurde von Rot-Grün regiert. Diesen Wortbruch hat ihm "ke", wie ihn die Redaktion nannte, nicht durchgehen lassen. Börner hatte für ihn, den geradlinigen, aufrechten Journalisten, Glaubwürdigkeit verloren. Klaus Eitel ist am Freitag, dem 10. Dezember 2004, in einer Klinik in Auerbach an der Bergstraße gestorben. Er wurde 69 Jahre alt.
Schon als er 1997 in den (vorgezogenen) Ruhestand ging, hatte die Redaktion einen kritischen Geist verloren, einen Ideengeber mit feinsinnigem, analytischem Verstand, eine Autorität, die dem Darmstädter Echo Profil verliehen hat. Zweierlei erleichterte ihm den Einstieg aus dem Ausstieg aus dem Berufsleben. Zum einen die Aussicht, mit seiner Frau Helga mehr Zeit auf Mallorca verbringen zu können, wo die beiden leidenschaftlich gern segelten und eine Wohnung hatten. Zum andern aber, dass ihm seine Zeitung die Möglichkeit bot, weiter journalistisch tätig zu sein - was beiden Seiten noch einige Jahre zugute kam.
Seine "Aufsätze", wie er Leitartikel nannte, waren auch im Unruhestand von einer bewundernswerten Klarheit und Deutlichkeit. Seine Meinung stand nie zwischen den Zeilen. Seine Kommentare waren kenntnisreich, pointiert, mit Biss, aber nicht verbissen. Ideologen durchschaute er sofort, und er vertraute der Kraft des besseren Arguments, der Logik, seiner Erfahrung, seinem Wissen. Klaus Eitel hatte schon während seines Jura-Studiums beim Darmstädter Echo mitgearbeitet, wo er dann auch volontierte. 1964 übernahm er die Leitung des Ressorts Politik und Nachrichten und prägte den wichtigen Teil der Zeitung.
Er war fast 40 Jahre lang im hjv, kam 1972 als Beisitzer in den Vorstand, und er wurde nach dem Tod Hans-Jürgen Hoyers 1976 Vorsitzender des Hessischen Journalisten-Verbands. Nach nur zwei Jahren trat er von diesem Gewerkschaftsamt zurück. Grund: Der Süddeutsche Rundfunk hatte ihm die Moderation einer Sendung angeboten, und sein Arbeitgeber stellte ihn vor die Entscheidung; entweder Fernsehen oder Journalistenverband. Er entschied sich für die publizistische Aufgabe.
Immerhin wurde in seiner vergleichsweise kurzen Amtszeit der Verband von der Mitgliederversammlung auf das Delegiertenprinzip umgestellt und die gesamte Satzung überarbeitet. Eindeutig, entschlossen, rechtzeitig; drei Grundregeln für das Manövrieren auf See. Der Segler Eitel hat sie auch im journalistischen Leben beherzigt - und immer Kurs gehalten. Alle, die mit ihm an Bord waren, die seine Führungsstärke und seine Kenntnisse schätzten, werden ihn in Erinnerung behalten.
