12.06.2024
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Heike Parakenings-Siefert
Bild: Karsten Socher Fotografie / www.KS-FOTOGRAFIE.net
Knud Zilian, Erster Vorsitzender DJV Hessen
Massive Kürzungen bei hr2 und You FM geplant: DJV Hessen kritisiert „Strategie ohne Perspektive" und Aushöhlung des Auftrags.
Heute hat die hr-Programmdirektion den Mitarbeitenden die sogenannte „Radiostrategie“ vorgestellt. Ausgewählte Pressevertreter waren bereits vorab informiert. Zu den Kernpunkten der drastischen Umstrukturierung gehören massive Kürzungen bei der Kulturwelle hr2 und beim jungen Sender You FM. Perspektivisch wird der hr im Jahr 2032 nur noch drei anstelle seiner bisher sechs eigenproduzierten Hörfunkwellen betreiben. Der DJV Hessen Landesvorsitzende Knud Zilian zeigt sich angesichts „dieser als Strategie getarnten weitere Sparrunde ohne inhaltliche Perspektive erneut einigermaßen fassungslos.“
Zilian gehe es nicht darum, „digitale gegen lineare Programminhalte gegeneinander auszuspielen, sondern ich sorge mich um die glaubwürdige Erfüllung des gesetzlich verbrieften Auftrags, die jetzt schon gefährdet ist und mit den geplanten Maßnahmen zunehmend ausgehöhlt wird.“ Es gehe nicht an, dass ein Medienhaus mit der finanziellen und personellen Ausstattung des hr gerade in dem Bereich „inhaltlich immer kleinere Brötchen backen will, in dem es die höchste Akzeptanz und Reichweite erzielt, nämlich im Hörfunk.“
Während Martin Lauer, der Audio-Beauftragte des hr, die Zukunft des Radios bei der Generation Ü50 sieht, fragt sich Zilian, „wie der hr zu vertretbaren Kosten in der digitalen Sphäre die Reichweiten erzielen will, die er im Hörfunk noch hat – und ob man nicht erst einmal eine glaubwürdige Digitalstrategie entwickeln sollte, bevor man die Axt ans Radio legt.“
In diesem Zusammenhang erinnert der DJV Hessen Landesvorsitzende auch an den Offenen Brief des DJV im hr, mit dem vor sechs Monaten über 370 Kolleginnen und Kollegen schon gegen Streichungen im Hörfunkbereich protestiert hatten. „Offenbar hat die Programmdirektion des hr den sprichwörtlichen Schuss nicht gehört. Anders ist nicht zu verstehen, warum nun auf der Basis vager Prognosen Maßnahmen eingeleitet werden, die im schlimmsten Fall den schärfsten Kritikern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks direkt in die Hände spielen werden. Wie der Hessische Rundfunk nach Umsetzung dieser Strategie noch seinen gesetzlichen Auftrag erfüllen will, ist mir schleierhaft.“