Frankfurter Rundschau
Warnstreik bei der FR in Frankfurt am Main
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Heike Parakenings-Siefert
Streik bei der Frankfurter Rundschau
Streik bei der Frankfurter Rundschau
Frankfurter Rundschau im Streik: Aufschrei gegen Ausbeutung! Kampf für Tarifvertrag. Solidarität siegt!
Große Teile der Belegschaft der Frankfurter Rundschau haben am Freitag (1. Dezember 2023) die Arbeit niedergelegt. Mit dem Warnstreik forderten sie die Wiederaufnahme von Verhandlungen über einen Tarifvertrag. Aufgerufen hatten die Gewerkschaften Verdi und Deutscher Journalisten-Verband (DJV). Anja Willmann von Verdi sagte: „Mit dem Warnstreik fordern wir die Geschäftsführung und die Mehrheitseigentümerin der FR, die Ippen-Gruppe, auf an den Verhandlungstisch zurückzukehren und mit den Gewerkschaften über faire Bezahlung zu verhandeln.“
Seit acht Monaten kämpft die Belegschaft der FR für bessere Arbeitsverhältnisse und einen höheren Lohn. Die Tarifverhandlungen waren vom Arbeitgeber nach zwei Terminen einseitig abgebrochen worden. Die Lohnerhöhung, die Geschäftsführer Max Rempel in Folge von öffentlichem Druck im September verkündet hat, fängt nicht einmal die Reallohnverluste der vergangenen Jahre auf, gilt nicht für alle Beschäftigten und bietet keine regelmäßige Anpassung der Löhne an zukünftige Inflation.
Die Streikenden versammelten sich am Morgen vor dem Redaktionsgebäude am Frankfurter Südbahnhof und zogen später in einem Protestmarsch zum Gewerkschaftshaus. Sie skandierten: „Ein Tarifvertrag muss her, sonst geben wir keine Ruhe mehr!“ Im Gewerkschaftshaus empfing sie der DGB-Regionalgeschäftsführer Frankfurt/Rhein-Main, Philipp Jacks, und erklärte die Solidarität der Gewerkschaften. Er dankte den Streikenden für Ihren Widerstand und betonte, sie setzten sich nicht nur für die eigenen Belange ein: „Ihr kämpft für eine bessere Welt für euch, aber auch für eine bessere Welt für alle“. Für die Demokratie und die Meinungsvielfalt sei die Frankfurter Rundschau unverzichtbar.
Auch die Linken-Fraktion im Hessischen Landtag erklärte sich solidarisch mit den Streikenden. Ihr medienpolitischer Sprecher, Ulrich Wilken, bekräftigte, wenn es eklatante Gehaltsunterschiede bei der FR gebe, „dann läuft gehörig was schief“. Die Presse sei essentiell zur Gewährleistung objektiver Berichterstattung; wer hier spare, gefährde die Demokratie. Zwei Vertreter der Beschäftigten der Frankfurter Societätsdruckerei überbrachten der Versammlung persönlich ihre Unterstützung. Die Druckerei stellt Ende 2024 ihren Betrieb ein. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster betonte, dass Journalistinnen und Journalisten „eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe“ leisteten. Diese Arbeit müsse fair entlohnt werden. Die beste Grundlage dafür seien Tarife. Den Streikaufruf der Gewerkschaften unterstützten etwa 50 der insgesamt rund 85 FR-Beschäftigten.
Nach Auffassung der Streikenden ist die aktuelle Situation bei der FR nicht hinnehmbar. Die Gehälter bei der FR erlaubten es gerade jungen Kolleginnen und Kollegen kaum, ihren Lebensunterhalt im Rhein-Main-Gebiet zu bestreiten. Die Unterschiede in der Bezahlung sind innerhalb der Belegschaft weiterhin gravierend. Eine Zeitung, die sich auf die Fahnen schreibe, für Gerechtigkeit einzustehen, sollte andere Ansprüche an sich haben. Es sei zu bedauern, dass seit Jahren immer wieder vielversprechende Talente und altgediente Redakteurinnen und Redakteure die Rundschau verließen, weil sie diese Bedingungen nicht mehr akzeptieren könnten. Um diesen Trend aufzuhalten, haben sich Anfang des Jahres etwa 75 Prozent der Belegschaft mit einer Petition an die Geschäftsführung gewandt und ihre Bereitschaft erklärt, für bessere Löhne zu kämpfen.
Leider sei die Geschäftsführung nicht bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren – mit Verweis darauf, dass in der gesamten Ippen-Gruppe grundsätzlich keine Tarifverträge abgeschlossen würden. Allerdings gebe es durchaus Zeitungen im Ippen-Verlag, so in München, die ähnliche Gehälter wie im Flächentarifvertrag vorgesehen bekämen - mit der Begründung, dass die Lebenshaltungskosten in München so hoch seien.
Die Belegschaft hätte sich gewünscht, dass es nicht zum Streik kommt und eine Lösung am Verhandlungstisch herbeigeführt werden kann. Diesem Wunsch habe die Geschäftsführung bisher leider nicht entsprochen. Die Streikenden betonten, sie seien weiter jederzeit zu Gesprächen über eine verbindliche, nachhaltige Regelung für angemessene Gehaltserhöhungen bereit.
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